Geschichte

© Hannes Kilian

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Als John Cranko 1961 nach Stuttgart kam, führte er die Ballettcompagnie der Staatstheater Stuttgart, das heutige Stuttgarter Ballett, innerhalb kurzer Zeit zu Weltruhm. Crankos Idee, in Stuttgart eine Ausbildungsstätte für Nachwuchstänzer zu schaffen, die in engem Kontakt mit der Ballettcompagnie ausgebildet werden sollten, war zehn Jahre nach der Gründung des Stuttgarter Balletts Wirklichkeit geworden. Die 1974 nach ihrem Gründer benannte John Cranko Schule wurde am 1. Dezember 1971 in Anwesenheit der damaligen Amtsinhaber Prof. Dr. Wilhelm Hahn (Kultusminister von Baden-Württemberg), Dr. Arnulf Klett (Oberbürgermeister von Stuttgart), Prof. Walter Erich Schäfer (Generalintendant der Staatstheater Stuttgart) und John Cranko persönlich offiziell eingeweiht. Erstmals im damaligen Westdeutschland wurde eine kontinuierliche Ausbildung für klassischen Tanz von der Grundausbildung bis zum Berufsabschluss geschaffen. 1973 bekamen die beiden letzten Klassen, die sogenannten Theaterklassen, den Status einer Staatlichen Ballettakademie / Berufsfachschule. Damit bot die John Cranko Schule als einzige im damaligen Westdeutschland eine vollständige Ausbildung in klassischem Tanz mit staatlichem Diplom. Unter der Leitung von Anne Woolliams avancierte die Schule zu einer der ersten international beachteten Adressen für Nachwuchstänzer. Seit 1999 steht die dem Stuttgarter Ballett angegliederte John Cranko Schule unter der Direktion von Tadeusz Matacz und ist eine der renommiertesten Ballettschulen der Welt.
John Cranko wurde am 15. August 1927 in Rustenburg, Südafrika, geboren. Seine tänzerische Ausbildung erhielt er weitgehend an der Universität von Kapstadt, wo er 1942 auch sein erstes Ballett zu Strawinskys Suite aus der Geschichte vom Soldaten choreographierte.
Im Jahre 1946 setzte er seine Studien an der Sadler’s Wells School, London, fort und wurde wenig später Mitglied des Sadler’s Wells Ballet, des späteren Royal Ballet. 1947 machte Cranko für das Sadler’s Wells Ballet eine aufsehenerregende Choreographie zu Debussys Children’s Corner. Von 1949 an verfolgte er eine ausschließlich choreographische Laufbahn mit äußerst erfolgreichen Stücken - meist für das Sadler’s Wells Ballet. 1955 choreographierte er für die Pariser Oper La Belle Hélène. Seine erste abendfüllende englische Ballett-Uraufführung für das Royal Ballet, Der Pagodenprinz, fand 1957 statt. Im Jahre 1961 wurde John Cranko von Walter Erich Schäfer, dem damaligen Generalintendanten der Staatstheater Stuttgart, zum Stuttgarter Ballettdirektor berufen. Schon im selben Jahr kreierte er Katalyse. Mit John Cranko begann in Stuttgart die Blütezeit des Balletts. Am Anfang schuf Cranko kleine Choreographien und sammelte eine Gruppe von Tänzern um sich, unter denen auch Marcia Haydée, Egon Madsen, Richard Cragun, Birgit Keil und Susanne Hanke waren.
Der Durchbruch zum Weltruhm für Cranko und die gesamte Truppe gelang im Dezember 1962 mit der Uraufführung von Crankos Romeo und Julia. Von Kritikern und vom Publikum umjubelt, läutete diese Produktion die große Ära des Stuttgarter Balletts ein. Es folgten kleine choreographische Juwelen wie u.a. Jeu de Cartes, Opus 1 und Initialen R.B.M.E. sowie die großartigen Handlungsballette Onegin, Schwanensee, Der Widerspenstigen Zähmung, Carmen, Poème de l’exstase und Spuren. Außerdem ermutigte Cranko junge Tänzer seiner Compagnie, darunter auch Jirí Kylián und John Neumeier, zum Choreographieren. Crankos Talent, Geschichten nuanciert zu erzählen, seine klaren, dramatischen Strukturen und die außerordentliche Art und Weise, wie er die Kunst des Pas de Deux beherrschte, eroberten das Publikum in New York während einer triumphalen Spielzeit an der Metropolitan Opera im Jahr 1969. Mit zunehmendem Ruhm begann Cranko mit dem Stuttgarter Ballett, Tourneen in der ganzen Welt durchzuführen, u.a. in den USA, Israel, Paris und in der Sowjetunion, die den Weltruhm der jungen Truppe und das »Stuttgarter Ballettwunder« sicherten.
Am 26. Juni 1973 verstarb John Cranko unerwartet auf einem Rückflug von einer erfolgreichen USA-Tournee.